Thema neu denken: Lebensraum-Management statt Tourismus

Fangen wir einfach mal an, das Thema neu zu denken!

Der Bereich Tourismus musste beim aktuellen Haushalt deutlich (finanzielle) Federn lassen. Der Grund dafür liegt aber nicht nur darin, dass der Kreistag die Verwaltung zu einem deutlichen Sparkurs zwang, sondern auch, wie die FDP in einem Antrag zum kommenden Kulturausschuss darstellt, Zielführung und Ausrichtung in diesem Bereich unklar oder im Ergebnis wenig erfolgreich waren. Die Verwaltung scheint das mittlerweile auch so zu sehen und reagiert nun mit einem Strategie-Workshop. Die Politik ist explizit gefordert, diesen Weg zu begleiten. Aus Sicht der Freien Demokraten bietet das die Chance, den Tourismus im Kreis Siegen-Wittgenstein komplett neu zu gestalten und damit auch positive Synergieeffekte für den gesamten Bereich Kultur, Tourismus und Ehrenamt zu erzielen – und Einsparungen möglicherweise beizubehalten oder neu zu bewerten. „Sparen ist kein Selbstzweck. Bei einer guten neuen Idee kann das maßvolle Haushalten auch in gezielten Bereichen mit Mehrausgaben verbunden sein. Dafür müssen aber die Ideen und Ziele stimmen. Fangen wir einfach mal an, das Thema neu zu denken“, erklärt FDPFraktionschef Guido Müller, der aber grundsätzlich, wie die Mehrheit im Kreistag am Sparwillen festhalten will. Im Grunde geht beides, wenn man sich Ziele setzt und diese auch konsequent verfolgt.

Synergien Regionalmarketing, Kultur und Tourismus prüfen

Seine Fraktion möchte, dass auch der Kulturausschuss ein erstes Votum zur geplanten Strategietagung abgibt. Die Ideen der Liberalen sind weitreichend. Zum einen spricht aus ihrer Sicht Vieles dafür, dass die organisatorisch getrennten Bereiche Tourismus, Regionalmarketing und Kultur in Zukunft stärker gemeinsam arbeiten und ggf. in einer gemeinsamen Verwaltungseinheit gebündelt werden. Darüber hinaus soll der Tourismus sich viel stärker mit dem Thema Lebensraum-Management statt Destinations-Management auseinandersetzen. Müller erklärt: „Aus unserer Sicht greift die aktuelle Arbeit der Touristik zu kurz. Mindestens genauso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger, ist doch die Schaffung einer attraktiven Infrastruktur für die Menschen, die hier arbeiten und leben. Der Tourismus erhält dadurch eine stärkere Gemeinwohlorientierung und schafft so eine nachhaltige Standortaufwertung, die für eine qualifizierte Zuwanderung von Fachkräften erforderlich ist, sich aber auch positiv auf Urlauber auswirken kann.“ Lebensraum-Management ist aus seiner Sicht eine anspruchsvolle Querschnittsaufgabe fürs Leben, Arbeiten und Urlauben. Nur wenn die Lebensqualität der Bevölkerung genauso im Blick steht wie der Erlebniswert für Gäste, dann wird eine Region zum „Happy Place“ für alle. An den Workshop richten die Liberalen große Hoffnung und finden es gut, dass neben Verwaltung und Politik auch Wirtschaftstreibende, Gastronomen, Hoteliers und Kulturschaffende eingebunden werden.

Verwaltung greift bereits auf liberale Idee zurück

Peter Hanke, in der Fraktion für den Bereich Wirtschaft verantwortlich zeigt auf: „Im Grunde greift die Verwaltung bereits auf unsere Idee zurück und führt hier Regionalmarketing, Tourismus und Kultur zu einer Einheit zusammen. Man sollte in diesem Zusammenhang auch erwähnen, dass diese Projekte einmal aus Überlegungen im Bereich der Wirtschaftsförderung entstanden sind.“ Für die Liberalen würden auch das Thema „Nationalpark“ und das Wisentprojekt zu einem attraktiven Lebensraum-Management dazu gehören. Aber derzeit gibt es dafür nicht ausreichend politischen Rückenwind.